Schlusslicht

1. Dezember 2023

Geben ist schwieriger als Nehmen!

Schlusswort von Wulf Rohwedder

Ich habe es wieder geschafft: Noch vor dem Ende der Sommerzeit konnte ich eine kleine Pyramide mit Schachteln auftürmen, die in etwa die Hälfte der Dinge enthält, die ich dieses Jahr zu Weihnachten verschenken will – inklusive Geschenkband und Deko.

Eigentlich mache ich das jedes Jahr so – was hin und wieder dazu führt, dass ich die eine oder andere der guten Gaben nicht mehr finden kann, wenn es auf die besinnliche Zeit zugeht, und diese noch einmal besorgen muss. Der zweite hässliche Nebeneffekt: Das vermeintliche Ruhekissen verleitet dazu, den Kauf der übrigen Geschenke immer weiter rauszuschieben. Da kommt ja noch der Black Friday, der Cyber Monday und bestimmt das eine oder andere Vorweihnachtssonderangebot, das man wahrnehmen sollte. Schließlich ist noch sooo viel Zeit.

Plötzlich ist es Mitte Dezember, und man merkt: Nun wird es knapp und viele der angedachten Geschenke sind bereits ausverkauft. Doch etwas Selbstgemachtes? Dagegen sprechen gleich vier Argumente: meine Faulheit, etwas zu basteln, meine Unfähigkeit, auf diese Weise etwas Brauchbares oder auch nur ästhetisch Annehmbares zu produzieren, meine, nun ja, oft gedämpfte Freude als Empfänger eines liebevoll selbst gemachten Geschenks und vor allen die Tatsache, dass ich die zu Beschenkenden eigentlich mag und ihnen das nicht zumuten will.

Aber hatte man in dem einen oder anderen Fall nicht mal darüber gesprochen, sich eigentlich nichts schenken zu wollen? Schon ist man versucht, diesem verlockenden Vorschlag aus Verzweiflung nachzugeben. Aber nicht mit mir! Ich habe da Prinzipien. Und die Angst, dass sich die Gegenseite nicht an die Abmachung hält.

Vielleicht kann man sich aber mit dem einen oder anderen arrangieren, wie es Ryan und Eric Wasson aus dem US-Bundesstaat New Hampshire getan haben: Sie schenken sich seit 1987 immer dieselben Weihnachts-Süßigkeiten. Ja, dieselben, nicht die gleichen, die dann bei jeweils einem der Brüder in der Originalverpackung „übersommern“.  Essbar dürften die Fruchtbonbons wohl nicht mehr sein. Aber es gilt auch hier, wie bei allen Geschenken: Es ist der Gedanke, der zählt.

Wulf Rohwedder