Schlusslicht

25. Februar 2022

Allein mit drei Damen

Schlusswort Wulf Rohwedder

Ja, ich gebe es zu – auch bei mir haben sie inzwischen Einzug gehalten: Alexa, Siri und Cortana. Morgens wecken sie mich, abends lesen sie mir ein Hörbuch vor oder machen beruhigende Einschlafgeräusche. Dazwischen erzählen sie mir vom Wetter oder die neuesten Nachrichten, schalten auch mal das eine Gerät für mich ein oder ein anderes aus, wenn man sie lieb darum bittet.

Ich weiß, man braucht die digitalen Assistentinnen nicht wirklich. Aber wenn ein Teil dessen, was man beruflich so von sich gibt, eben auf diesen Geräten landet, sollte ich doch zumindest eine Ahnung haben, was sie damit so machen. Und es macht ja auch Spaß: Nachts, wenn ich mal nicht schlafen kann, weil mir eine Melodie aus der Jugend nicht aus dem Kopf geht, frage ich einfach danach und schon wird sie mir vorgespielt.

Da kann es allerdings auch schon mal passieren, dass der Algorithmus statt der Originalversion irgendein obskures Remake oder den Techno-Remix heraussucht – da ist sicherlich noch Luft nach oben. Ab und zu heißt es auch lediglich leicht indigniert: „Etwas ist schiefgegangen.“ Besorgte Nachfragen, was denn passiert sein mag, werden allerdings ignoriert.
Manchmal streiten sich auch Büro-Alexa und Fernseh-­Alexa darum, wer denn nun gerade gemeint sein mag. Na ja, so ist man im Homeoffice dann nicht mehr ganz so alleine. Das merkt man allerdings auch bei Videokonferenzen, bei denen sich die Damen manchmal angesprochen fühlen und meinen, unqualifiziert dazwischenquatschen zu müssen. Meistens heißt es dann: „Das habe ich nicht verstanden“ – eine Aussage, die ich manchmal durchaus nachvollziehen kann.

Übrigens wurde auch dieser Text mit der Diktierfunktion einer der Assistentinnen eingesprochen. Das ist doch so schön bequem Komma auch wenn sich die digitale Sekretärin immer noch nicht dazu bewegen lässt Komma Kommas als Kommas zu erkennen und nicht als das Wort Komma Komma das in meinen Texten eher sporadisch vorkommt Punkt. Man darf halt nicht vergessen, das zu korrigieren. Aber dann fühle ich mich wenigstens nicht ganz so überflüssig. Alexa, schicke meinen Text an den Kreisel.

Wulf Rohwedder