Kultur & Unterhaltung

19. Januar 2022

Heimkino 3

Darf es zum Feierabend und Wochenende eine Filmempfehlung sein? Etwas frisch produziertes, neu erschienenes Gutes wird Ihnen Netflix sicher selbst empfehlen – sei es die zu gleichen Teilen charmante und spannende französische Gentleman-Dieb-Serie Lupin mit dem wunderbaren Omar Sy oder die großartig vielschichtige, stets-in-aller-Munde Schachspielserie Das Damengambit mit der fantastischen Anya Taylor-Joy in der Hauptrolle. Also schlage ich Ihnen stattdessen ein paar nicht mehr ganz so aktuelle und doch weiterhin unterhaltsame bis brisant-faszinierende Filme und Serien vor.

 

 

Zwielicht handelt von dem Gerichtsprozess um die Ermordung eines beliebten Chicagoer Erzbischofs. Für den Mord wird ein schüchterner, stotternder Messdiener verantwortlich gemacht und angeklagt. Ein erfolgreicher Anwalt, dargestellt von Richard Gere, glaubt an die Unschuld des Teenagers und übernimmt den Fall pro bono. Er deckt düstere Hintergründe auf, während er auch auf persönlicher Ebene mehr und mehr in den Fall involviert wird. Hierbei wird die Spannung weniger durch die Handlung selbst als vielmehr durch die exzellenten schauspielerischen Leistungen und die komplexen, mehrschichtigen Charaktere erzeugt, die den Wendungen der Ermittlung und Verhandlung den nötigen Auftrieb geben und den Film zu einem gelungenen, niemals langweiligen Justizthriller machen. Mit diesem Film, der 1996 in die Kinos kam, gab Edward Norton übrigens sein Schauspieldebüt – und seine Darstellung des jugendlichen Angeklagten brachte ihm prompt eine Oscar-Nominierung ein. Diesen Film empfehle ich allen, die Das perfekte Verbrechen (bei dem derselbe Gregory Hoblit Regie führte, der auch Zwielicht anleitete), Die Jury und Der Mandant spannend fanden und mehr wollen.

 

 

Über seinen Beitrag zum Star Wars-Universum (Star Wars: Die Letzten Jedi) kann man sich sicherlich streiten, aber was irdisch-basierte Handlungen anbelangt bescherte uns der Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson schon einige faszinierende Filme: allen voran den Zeitreise-Science-Fiction-Film Looper und den Kriminalfilm Knives Out – Mord ist Familiensache. Letzteren, der 2019 in die Kinos kam, könnte man genauso gut als extrem unterhaltsame und gleichzeitig überraschend subversiv-mächtige Sozialkritik bezeichnen. Der Patriarch einer reichen US-amerikanischen Verlegerfamilie wird am Morgen nach seinem 85. Geburtstag mit aufgeschlitzter Kehle aufgefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, ruft bald den berühmten Privatdetektiv Benoit Blanc (dargestellt von Mr. James Bond persönlich, Daniel Craig) auf den Plan. Unterstützt wird er bei seiner Untersuchung von der Polizei und vor allem von der empathischen Pflegerin und engsten Vertrauten des Toten, der aus einer kubanischen Einwandererfamilie stammenden Marta (feinfühlig dargestellt von Ana de Armas). Der zentrale Konflikt des Films ergibt sich aus den Interaktionen zwischen der Familie des Toten und ebenjener Pflegerin. Während die Cluedo-haften Sprünge und Wendungen des Falls ohne Frage spannend und sehr kurzweilig sind, macht der Film gleichzeitig keinen Hehl aus seiner Kritik am egozentrischen, ausbeuterischem Kapitalismus und an geldhungrigen, moralisch völlig verkommenen Rechten – mit einer ordentlichen Portion Humor und Herz. Diesen Film für Fans von Alle Mörder sind schon da, Miss Fishers mysteriöse Mordfälle und Agatha Christie finden Sie u.a. bei Prime Video. 

 

 

Für den nächsten Film akzeptiere ich zwei Standpunkte: Entweder man liebt ihn, oder man kennt ihn noch nicht. Die Rede ist von Brügge sehen und sterben, der pechschwarzen Kriminalkomödie von Martin McDonagh (dem Drehbuchautor und Regisseur, der 2017 bei Preisverleihungen mit Three Billboards Outside Ebbing, Missouri abräumte). Zwei Auftragskiller werden nach Brügge beordert, um dort den nächsten Auftrag abzuwarten. In der Zwischenzeit vertreiben sich die beiden mehr oder weniger erfolgreich die Zeit. Während der alternde, kurz vor der Pensionierung stehende Ken (dargestellt vom immer sehenswerten Brendan Gleeson) sich auf ausgiebigen Sightseeing-Touren in die träumerische Altstadt verliebt, sträubt sich der von seinem ersten und bislang letzten, fatal schiefgelaufenen Auftrag traumatisierte und suizidale Ray (dargestellt vom ebenso wunderbaren, doch weiterhin bizarr unterschätzten Colin Farrell) gegen jedwede Freude. Dieses ungleiche Duo und ihre Eskapaden können Sie u.a. auf Netflix bestaunen. 

 

 

Arrival, ein faszinierendes Sci-Fi-Meisterstück von einem der aufregendsten kontemporären Regietalente – Denis Villeneuve, auf dessen Filmadaption Dune viele von uns gespannt sein dürften – erzählt die Geschichte um eine Linguistin, die, als Aliens auf der Erde landen, mit dem Auftrag betraut wird, Kontakt zu jenen Neuankömmlingen aufzunehmen und herauszufinden, weswegen sie kamen und ob sie gewalttätige Absichten hegen. Die Linguistin (dargestellt von einer der –meiner Ansicht nach– besten Schauspielerinnen unserer Zeit, Amy Adams) taucht hierbei in eine Welt ein, die sie langsam zu verstehen lernt, und die ihr eigenes Leben auf immer verändern wird. Dieser ruhige und dennoch unglaublich spannende Film aus dem Jahre 2016 für Fans von Contact, Interstellar und Transcendence ist im Prime-Abo enthalten. 

 

 

Mit dem deutschen Humor kann es ja bekanntlich manchmal etwas schwierig sein, aber Mord mit Aussicht funktioniert. Als nordische Tochter zweier Kölner mag ich voreingenommen sein, aber eine Serie über eine Kölner Kriminaloberkommissarin in der Eifel, die dort mit dem Nordlicht und Tatortreiniger- und Stromberg-Star Bjarne Mädel arbeitet, checkt viele wichtige Boxen. Die taffe und talentierte Polizistin Sophie Haas (humorvoll überzeugend dargestellt von Caroline Peters) wird wegen ihrer riskanten und doch stets erfolgreichen Methoden von Köln in die Eifel nach Hengasch (das, wie die Bewohner gerne stolz betonen, so wegen des Hängearsches heißt) im Landkreis Liebernich versetzt. Dort erleidet sie einen kleinen Kulturschock. Die Polizisten vor Ort setzen sich eher mit Fällen von Muttererdenraub und glimpflich verlaufenden Barprügeleien auseinander als mit Banküberfall und Serienmord – doch wer sucht, der soll auch finden, und so klärt das charmant dysfunktionale Dreierteam (vervollständigt durch das Herz Hengaschs namens Bärbel) doch den ein oder anderen Mord und Totschlag auf. Diese amüsant-leichte Serie für Fans von 25 km/h, Friesland und Nord bei Nordwest gibt es u.a. bei Netflix und Prime Video.