Rundblick

29. Juni 2021

Hecken erst Ende Juli stutzen

Früher Heckenschnitt gefährdet Vogelnachwuchs/ Jungvögel am Boden nicht einsammeln

Der NABU Hamburg bittet alle Gartenbesitzer, sich noch mindestens bis Ende Juli mit dem Rückschnitt von Hecken und Sträuchern zu gedulden. Derzeit brüten viele Singvögel im Schutz des dichten Blattwerks.

Im jedem Garten grünt es in diesen Tagen. Für viele Gartenbesitzer ist dies eine gute Gelegenheit Hecken zu stutzen. „Unsere Gartenvögel sind mitten im Brutgeschäft und benötigen deshalb besonderen Schutz. Einige Arten sind in diesem Jahr spät dran, da die letzten Wochen ungewöhnlich kalt waren. In dieser sensiblen Phase ist ein Strauchschnitt für die Tiere problematisch“, erläutert Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim NABU Hamburg. „Die Vogeleltern könnten durch Schnittmaßnahmen so sehr gestört werden, dass sie ihre Brut aufgeben. Auch haben Beutegreifer ein leichteres Spiel, wenn die schützenden Zweige weggeschnitten werden und die Nester so leichter zu entdecken sind.“ Darüber hinaus gibt es im Juni bei vielen Singvögeln eine zweite Brut, die ebenfalls durch das Heckenschneiden gefährdet wird.

Auch aus Gärtnersicht lohnt es sich zu warten. Die Pflanzen befinden sich bis Ende Juni im zweiten Wachstumsschub. Wer zu früh die Heckenschere auspackt, muss sie in der Regel noch ein zusätzliches Mal einsetzen. „Auf jeden Fall gehört für naturfreundliche Gärtner vor dem Schnitt eine intensive Suche nach belegten Nestern in den Sträuchern dazu“, erklärt Sommerfeld. Auch gesetzlich müsse jeder, der Hecken schneidet, darauf achten, Vögel nicht unnötig zu stören.
„Privatgärten und öffentliche Grünflächen sind wichtige Lebensräume im urbanen Raum, insbesondere, wenn sie naturnah gestaltet sind mit heimischen Hecken und Sträuchern. Diese Flächen tragen zur Artenvielfalt und zu einem angenehmen Stadtklima bei. Schon deshalb sollte der Erhalt solcher Grünflächen beim Klimaschutz mehr Gewicht erhalten“, ergänzt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

Jungvögel am Boden sind nicht in Not – bitte nicht einsammeln!

Und noch einen Naturtipp hat der NABU: Zahlreiche Jungvögel kommen jetzt in die sogenannten Ästlingsphase. Das bedeutet, sie bewegen sich teilweise noch unbeholfen und nicht ganz flugfähig auf dem Boden oder im Gebüsch. Für viele Menschen wirken diese Tiere hilflos. Der NABU appelliert, die kleinen Vögel nicht aufzunehmen, sondern sie an Ort und Stelle zu belassen. Oft sieht man die Eltern nicht, weil sie sich an der Anwesenheit der Menschen stören oder auch noch andere Jungtiere zu versorgen haben. Eine Strategie der Eltern kann es auch sein, die Jungen im Nest nicht mehr zu füttern, damit diese das Nest endlich verlassen. Damit sie nicht verloren gehen, lassen die Jungvögel fast unablässig so genannte „Standortlaute“ hören. Deshalb die Bitte, die Jungvögel in Ruhe zu lassen und keinesfalls mitzunehmen.

Ilka Bodmann