Rundblick

7. Dezember 2022

Eine ungewöhnliche Erbschaft

Neues Leben in der „Rosenkate“

Im Sommer macht der Garten dem Namen der malerisch gelegenen „Rosenkate“ alle Ehre.

Im Sommer macht der Garten dem Namen der malerisch gelegenen „Rosenkate“ alle Ehre.

Die romantische „Rosenkate“ wird zum Begegnungszentrum für alle
Zahlreiche Rosenstöcke und Hortensienbüsche umrahmen ein kleines Reetdachhäuschen im Henstedter Weg in Wilstedt und scheinen ihm Halt zu geben. Das ist nötig, denn das historische Schmuckstück schien vom Abriss bedroht zu sein, nachdem die Eigentümerin zu Jahresbeginn verstarb und es keine Angehörigen gab, die Anspruch auf das Haus erheben konnten.

Um zu vermeiden, dass der steinerne Zeitzeuge zum Spekulationsobjekt würde und vielleicht modernen Reihenhäusern weichen müsste, hat Astrid Krellenberg ihre liebevoll gepflegte „Rosenkate“ der Kirchengemeinde Tangstedt vererbt. Laut Testament muss das Haus zwingend erhalten und mit kulturellen und sozialen Projekte als Begegnungsstätte genutzt werden.

Eine schmiedeeiserne Wendeltreppe führt auf eine hölzerne Empore.

Eine schmiedeeiserne Wendeltreppe führt auf eine hölzerne Empore.

Doch zunächst wurde die bevorstehende Erbschaft mit gemischten Gefühlen aufgenommen. „Die Reaktionen reichten von absoluter Begeisterung bis zu kritischen Tönen hinsichtlich unkalkulierbarer Kosten für den Erhalt“, berichtet Ulrika Magnus vom Kirchengemeinderat. Sechs Wochen blieben, um das ungewöhnliche Erbe anzunehmen oder auszuschlagen. Um eine Entscheidung im Sinne der Gemeinschaft treffen zu können, veranstaltete die Kirche zwei Ideenwerkstätten über zukünftige Nutzungsmöglichkeiten, denn das Haus soll sich selbst tragen und darf den Kirchenhaushalt nicht belasten.

„Die Stimmung in der Gemeinde war so positiv – das hat uns stark beeindruckt“, erklärt Ulrika Magnus. Vielfältige Ideen kamen zusammen: vom Radfahrer-Café über Ausstellungen und Yoga-Kurse bis zu Vorlesestunden für Kinder sowie Lehrgänge für Gartenfreunde. Mit viel Kreativem im Gepäck wurde ein Konzept für den Kirchenkreis Hamburg-Ost geschrieben, der schließlich ebenfalls grünes Licht gab. Damit stand fest: Die Kirchengemeinde Tangstedt übernimmt das reetgedeckte Juwel.

Unter dem Motto „Stilvoll feiern und tagen vor den Toren Hamburgs“ soll die „Rosenkate“ künftig für Hochzeiten, Business-Workshops und Veranstaltungen sowie als Foto-Location vermietet werden. „Wir werden allen Standesämtern in der Umgebung den romantischen Ort als neue Location für Trauungen anbieten“,
berichtet Ulrika Magnus und freut sich: „Im kommenden Juni wird die erste Trauung stattfinden; zudem hat ein Hochzeitsplaner aus Hamburg bereits Interesse gezeigt.“

Der Charme des Häuschens zeigt sich nicht nur von außen, sondern auch im Inneren. Der bisherige Wohnraum besticht durch seine giebelhohe Decke, eine schmiedeeiserne Wendeltreppe, die zu einer Empore führt, sowie einen großen Kamin. Hinzu kommen eine lichtdurchflutete Wohnküche und der „blaue Salon“, der seinen Namen von dem Sofa, das darinsteht, erhalten hat. Bislang haben vor allem Gemeindemitglieder in Eigenregie, und um Kosten zu sparen, den Garten hergerichtet, Büsche gerodet und neuen Rasen angesät.

Ein deckenhoher Kamin ist einer der Hingucker in dem großen Raum.

Ein deckenhoher Kamin ist einer der Hingucker in dem großen Raum.

„Langfristig möchten wir die Holzterrasse wieder herstellen und den Boden im Haus aufarbeiten lassen“, sagt Ulrika Magnus, die vor 13 Jahren, nach ihrer Rückkehr aus Berlin, mit dem Gedanken spielte, die schmucke „Rosenkate“ zu kaufen. „Die besondere Ausstrahlung des Hauses nimmt einen sofort gefangen, alles wirkt so verwunschen – wie ein Gruß aus der Vergangenheit“, schwärmt die 54-Jährige und wünscht sich, dass der atmosphärische Ort zu einer vielfältig genutzten Stätte für Jung und Alt wird.

Claudia Blume

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