Klönschnack

30. November 2023

Dreemol een anner School

Plattdeutsche Geschichten

In´t Johr 1942, as 6-Jähriger, harrn uns Familie een groote Wohnung am Harzloh, Ecke Fuhlsbütteler Straße, in Barmbek im 4. Stock.
Wenn die Sirene heulte, erst Voralarm, den möten wie mit uns lütten Kuffer in Luftschutzkeller – meist ok nachts.

Min ölste Süster weer 11 Johre old, de güng vörweg, min lütte Süster weer 4 Johre old, de müss ik an de Hand nehmen, un min Mudder güng mit een gröteren Kuffer achteran de Treppen dohl in Luftschutzkeller. Min Vadder weer all im 1. Weltkrieg Soldat un müss in 2. Weltkrieg as Versorger achter de Front dienen. So seeten wi, Mudder un Kinner, mit de Nobersfamilien im Keller un luerten ob Vollalarm.

Barmbek wurde meist verschont un bi Entwarnung kunnen wi dürch dat Treppenhuus wedder in uns Wohnung. Im Treppenhuus stunden Gefäße mit Sand zum Löschen von Brandbomben.
In disse Tiet käm ik to School. Wull ik egentlich gor nich, ik heff leber tokeeken, wo de Bunkers nebenan am Barmbeker Krankenhuus bout worden sünd.

Liekers ik kreeg een sülbsmokte Schooltüüt mit Kekse und Appels füllt.

Min ölste Süster nehm mi an de Hand un los güng dat to School in Langenfort. Mädchen un Knaben harrn getrennte Ingänge. Ik müss alleen bi Knaben doar rin.

Een Jung ut uns Huus heff ik kennt. As sien Mudder em aflebert hett, kämen de Tränen un ik harr ok een beeten Schiss.
De Schoolmester wies uns Knaben an de Plätze. As Erstes möten wi strammstohn un lernen, wi man zackig morgens „Heil Hitler“ seggen müss.

Im Ränzel harrn wie ne Schiefertafel mit anbummelden Schwamm un een passenden Stahlhelm, den wi ob de Stroot obsetten schulln. Bi Voralarm schulln wi gau no Huus lopen. Ob den Schoolhof weer een Trennmuer twischen Mädchen un Knaben. Ik kreeg ok in de Paus so keen Kontakt mehr to min Süster. De Flegeralarm ward jümmer mehr. Nu kreeg jeden ok noch een Gasmaske mit een runde Filterbox to`n Schutz vor Giftgas.

Öberaschend käm min Onkel Hinni 1943 mit een lüttes Militärauto to uns. Wi müssen sehn, dat wi weg kommt, Barmbek schall in de Nacht utradiert warden.

Wi schnappen uns Bettüch, min Mudder min Süster un ik rin in Auto. För min anner Süster wär keen Platz mehr, se wull he mit de nächste Tour, mit noch mehr Tüch noholln. Uns hett he no uns lütte Wochenendhuus in Lemsahl afsett.

As he min Süster afholln wull, weern de Bomber all doar. He hett se noch footkreegen un is mit ehr no sien Froo nach Ostfreesland fohrt. De Gefohr no Lemsahl to fohrn, weer to groot.

Nächsten Dag wüssen wi nich, ob min Süster noch left. Dat Huus mit uns Wohnung weer afbrennt. Wi hebt noch in de Trümmer söcht un sehn, wo se verkohlte Lieken aftransportiert hebt. De Füerwehr käm und hett de wackeligen Muern sprengt, dat se nich ob de Stroot fallt, wo de Strootenbohn noch langfohrt is.
Erst no 14 Dag bringt de Postbote een Breef mit de Noricht, dat min Süster noch left un in Ostfreesland is. Min Mudder mokt den Breef ob un umarmt den Breefdräger. Wat een Glücksmoment!

In uns lüttes Holthuus hebt wi 15 utbomte Lüüd obnohm. Doar geef dat keen elektrisch Licht, keen fließend Woder, de Lüüd legen nachts ob´n Footboden dörcheinanner ob Matratzenloger. Wat för een Tostand.

Ik müss nu no School „Am Walde“ in Ohlstedt, käm in de 2. Klass un weer de Nee, den se ut Lemsahl nich hebben wulln.

Doar stunn de Flack nebenan un ballerte no de feindlichen Fleeger, un för de dolkommende Splitter harn wi den Stahlhelm ob. Wenn Tieffleeger kämen, de ob allns scheeten, wat sik bewegt, so möten wi uns gau in Groben smieten.
De Lehrer hett uns vertellt, wo good Rommel in Afrika kämpfen dot un Düütschland mit jümmer Wunderwaffen den Krieg siegreich beenden ward.
Schietok, dat käm anners. 1945 hett Hamburg gottsiedank widerstandlos kapituliert.
Wi dachten nu, de kommenden englischen Soldaten, auf de uns Schoolmester so schimpft hett, warden uns ümbringen un weern öberrascht, wi good se uns behandelt hebt un mit uns ümgohn sünd.

Wi harrn Glück, uns Vadder hett den Krieg unverletzt öberstohn un is rechtiedig trüch komen. No den Krieg weer ik ünnerernährt un bin no Ostfreesland ob een Buernhof verschickt worden. Doar hebt se mi wedder obpäppelt. Uns School in Ohlstedt weer Lazarett för de verwundeten Soldaten. Half Johr kreeg ik gorkeen Ünnericht un den Notünnerricht in de Baracke in Duvenstedt.

Wi harrn Höhner, Kaninken und dat heele Grundstück weer een Gemüsegorden, doarmit wi watt to eeten harrn.
Wi müssen as Kinner ran, Kaninkenfutter plöcken, Kartoffelacker nohsammeln, Bucheckern oblesen un im Gemüsegorden Unkrut jeeten. För de Ofens Holt sammeln un hacken, obens Woder pumpen för de Morgenwäsche.

De Nazis harrn de Rudolf Steiner-School verboten, nu hebt se de weder eröffnen kunnen un notdürftig inricht. Doar hebt min Öllern mi anmeld un ik käm in de 5. Klass. Dat weer de 3. School för mi. Dat Schoolgebäude weer afbrennt un Ünnerricht gev dat in de Kellerrüms. To´n Sitten müssen wie een Stohl mitbringen. Een Dag in de Woch möten wi in de Trümmer Steine klobben, se abputzen un an de Stroot stellen. De ward brukt, um de School weder obtoboun.

In de 10. Klass harr ik keen Bock mehr. Ohn ördentlichen Schoolafschluss heff ik mi een Timmermannslehr besorgt. Ik wull Hamburg weder mit obboun.
Doar hebt wi de veelen Trümmer wegrüümt, und wo de Muern noch stohn bleben sünd, sünd wi in de Ruinen hochkleddert, ham Deckenbalken rinsett un een Dach obstellt. Wenn wi mang de Trümmer een Blindgängerbombe funnen hebt, käm Sprengmester März. „Goht een Stück weg“, segt he, „ik drei den Zünder rut.“
Dat weer to de Tiet interessanter as dat Abi to moken.

Ik heff in min notdürftige Schooltiet blots dat Wichtigste mitkreegen.
De Berufsschool hett mi Spoß mokt. Doar heff ik in Abendkurse dat Wissen noholt, wat ik för min späteren Beruf as Architekt un Bauingenieur bruken müss.

Liekers im Krieg harrn wi veel Glück un dorno güng dat jümmer bargob.

Hinni Jürjens