Rundblick

26. September 2022

Waldgespräch mit Kay-Christian Säger

Interview mit dem Organisator des Deutschen Radiopreises

Thomas Staub, Duvenstedter Kreisel:
Moin Kay, ich freue mich sehr, dass Du zum Waldgespräch in den Tangstedter Forst gekommen bist. Als Organisator bist Du so kurz vor dem Event ein gefragter Mann, deswegen vielen Dank, dass Du Dir trotzdem die Zeit genommen hast. Was ist eigentlich das Besondere am Deutschen Radiopreis?

Kay-Christian Säger, Deutscher Radiopreis:
Ich habe mich sehr über die Einladung zum Waldgespräch gefreut. Der Deutsche Radiopreis ist einzigartig. Es gibt in Deutschland und Europa eine Vielzahl von Preisen für das Radio, beispielsweise für Hörspiele oder Features sowie Preise, bei denen das Radio als Werbemedium im Mittelpunkt steht. Aber der selbstverständliche Tagesbegleiter selbst hatte lange keine eigene Preisverleihung. Das Radio als Überall-Medium, als einfach zu bedienende Informationsquelle, wurde bisher nicht gewürdigt. Es gab keinen Preis für das „Alltagsradio! Vor diesem Hintergrund wurde der Deutschen Radiopreis im Jahr 2010 auf den Weg gebracht. Er wird gemeinsam von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern getragen. Für einen Tag im Jahr ruht der Wettbewerb und alle packen gemeinsam an. Dieses Jahr übertragen zum Beispiel 67 Radiosender in Deutschland die Gala live. Prämiert wird, was Radio so fest im Alltag von Millionen Menschen verankert: die schnelle und verlässliche Information, die Nähe und Vertrautheit, die Moderatoren ausstrahlen, das Überraschende, Spontane und Emotionale. Er zeigt den deutschen Radio­macherinnen und Radiomachern, wo sie stehen und spornt sie an, auf allen Feldern – von Comedy bis Reportage – Bestleistungen zu erbringen. Die jährliche Verleihung wird nicht nur im Radio, sondern auch im Fernsehen und Internet ausgestrahlt und sie stellt die Macherinnen und Macher ins Rampenlicht.

Staub:
Was macht der Organisator vom Deutschen Radiopreis? Wie kann ich mir Deine Arbeit vorstellen?

Säger: Nach dem Radiopreis ist vor dem Radiopreis, das gilt auch in diesem Jahr. Wir haben gerade die heiße Phase, denn am Donnerstag ist es endlich soweit. Die 13. Verleihung des Deutschen Radiopreises in Hamburg kann beginnen. Sobald die Veranstaltung in der Nacht vom 8. auf den 9. September gelaufen ist – hoffentlich ohne größere Pannen – geht die Planung für 2023 los.
Ein großer Teil meiner Arbeit besteht in der Konzeption, schließlich der Produktion dieses Medienevent, mit allen Facetten wie Redaktion, Design und Pressearbeit, einer Live-Übertragung im Radio und der TV-Sendung. Wir überlegen schon früh, wie wir unseren Radioleuten ein Gesicht, ein Stück Glamour und nationale Bedeutung geben können, die sie schon lange verdient haben. Darum setzen wir zum Beispiel bewusst Prominente aus Sport, Journalismus, Schauspiel und Musik als Laudatoren ein. Und wir laden Pop- und Rock-Acts ein, die mit ihren Songs den Sound des Radio prägen, um sie nicht nur hören, sondern auch sehen zu können. So werden Radiosongs zum optischen Erlebnis.

 

Bekommen wir einen Blick hinter die Kulissen?

Staub:
Demnach hast Du viel mit den Music-Acts zu tun. Erzähl‘ uns mal etwas über ein paar Erlebnisse mit den „Stars“. Was wollen die essen und trinken?

Säger: Früher habe ich immer gedacht, es geht deftig zu in der Musikbranche.
Allerdings ist die Zeit von Sex, Drugs and Rock’n’Roll längst vorbei. Heute spielen Ingwertee und vegane Currywurst eine Rolle, wenn Stars eine sogenannte „Catering-Anforderung“ haben.

 

Kay-Christian Säger (r.) und Thomas Staub genossen die entspannte Waldatmosphäre.

Staub:
Was wünschen sich die Künstler neben einer guten Mahlzeit denn so?

Säger: Olly Murs zum Beispiel,  der in seinem Heimatland England 2009 durch die sechste Staffel der Castingshow „The X Factor“ bekannt wurde, hatte als besonderen Wunsch eine Postkarte aus Hamburg, weil er aus jedem Ort, in dem er auftritt, eine Postkarte verschickt.
Für Ed Sheeran, damals bei seinem Auftritt beim Deutschen Radiopreis noch relativ unbekannt, mittlerweile sollten ihn alle Leser kennen, hatten wir Legosteine besorgt und in seine Künstlergarderobe gelegt, da wir wussten, dass er sich sehr für Lego interessiert. Er hat sich wahnsinnig darüber gefreut.
Die Ruhe selbst war Sting. Bei all dem Chaos der Vorbereitungen, Probeläufe und dem unruhigen Backstage-Bereich hat er sich dort einfach schlafen gelegt – selbstverständlich von Security bewacht.

Staub:
Gab es auch Momente, die Du lieber nicht erlebt hättest?

Säger: Eine Herausforderung oder besser ein ungewöhnliches Erlebnis hatten wir mit Dua Lipa. Die britische Sängerin und Songwriterin hatte sich während der Proben entschieden, einen völlig anderen Song zu präsentieren – einen neueren Song, der nicht abgesprochen war. Das organisierte Klavier musste wieder weggebracht und die dafür nötige Gitarre schnell besorgt werden.
Dann kann ich mich noch an einen Radiopreis vor einigen Jahren erinnern, bei dem ein Künstler in der nicht so großen Künstlergarderobe einen Schwitzanzug trug, um Gewicht zu verlieren … Du kannst mir glauben, der Geruch war extrem!
Und um noch etwas Positives zu erzählen: Wir stiften auch Musikerfreundschaften. Johannes Oerding und Wincent Weiss, beide deutsche Popsänger und Songwriter, traten erstmals beim Radiopreis zusammen auf und haben seit diesem Event eine enge Freundschaft geschlossen.

 

Das obligatorische „Daumen hoch“ für ein gelungenes Waldgespräch

 

Staub:
Ich habe in Deinem WhatsApp-Profilbild ein Foto von Dir mit Lenny Kravitz gesehen? Stammt das von einem Radiopreis und lässt Du Dich oft mit den Stars fotografieren?

Säger: Nein eher selten, das ist mir dann doch etwas zu peinlich und zu aufdringlich. Aber bei einigen Künstlern kann ich nicht widerstehen, so wie bei Lenny Kravitz oder auch bei Robbie Williams.

Staub:
Wer ist Dir im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen?

Säger: Barbara Schöneberger, die seit zwölf Jahren
den Radiopreis moderiert. Sie ist eine top-professionelle Moderatorin. Für sie bin ich mir auch nicht zu schade, um bei Fotoshootings ihre Handtasche zu halten oder auch mal mit einem Fön Wind für ihre Haare zu erzeugen. Es macht einfach Spass, mit ihr zu arbeiten. Ich freue mich jetzt schon auf die kommenden Tage.

Staub:
Das Event steht kurz bevor. Bist Du nach so vielen Jahren immer noch aufgeregt? Und was liegt noch an? Was könnte schlimmstenfalls passieren?

Säger: Ja, ich bin aufgeregt. Ich glaube, das ist auch völlig normal und richtig vor so einem großen Event.
Was passieren könnte? Dass ein Künstler ausfällt, die Nominierten und die zukünftigen Preisträger verspätet ankommen oder die Bahn streikt, wie im vergangenen Jahr.
Dazu kommen Fragen wie: Haben wir alle Jury-Texte in die richtigen Umschläge gesteckt? Kommen alle Awards unbeschädigt und vollzählig an?
Da geht mir doch eine Menge durch den Kopf. Aber es wird schon alles klappen.

Staub:
Wo genau findet das Event eigentlich statt?

Säger: Im Schuppen 52, mitten im Hamburger Hafen mit Blick auf die Elbphilharmonie, dem Wahrzeichen Hamburgs, in einem Gebiet, das früher zum Freihafen gehörte.
Hierzu fällt mir noch eine skurrile Situation ein.  Wir mussten damals dem Zoll vorab die Gewinner nennen, weil zwar wir die Awards in den Freihafen einführten, die jedoch von den entsprechenden Siegern später wieder ausgeführt wurden. Die Damen und Herren vom Zoll waren somit neben der Jury vom Grimme Institut die einzigen, die die Preisträger bereits vor der Verleihung kannten.

Staub:
Kommst Du eigentlich auch vom Radio?

Säger: Ja, ich habe als Praktikant bei NDR 2 angefangen. Später arbeitete ich als Reporter, als Moderator und danach als Redakteur. Und seit 13 Jahren bin ich für den Deutschen Radiopreis verantwortlich.

Staub:
Vielen Dank, Kay, dass wir von Dir viel Interessantes über den Deutschen Radiopreis erfahren haben. Wir wünschen Dir am Donnerstag viel Erfolg und dass alles so verläuft, wie geplant.

Das Interview führte Thomas Staub.

Es gab viel zu lachen bei den Erzählungen von Kay-Christian Säger über die Preisverleihungen der vergangenen Jahre.