Rundblick

24. Februar 2023

Waldgespräch mit Shelvis

Interview mit Shelvis – Norddeutschlands bekanntester Elvis-Imitator zu Gast

Hallo Shezad Eikmeier, es ist ein besonderer Moment für mich, Dich als bekannten Elvis-Imitator zum ersten Waldgespräch in diesem Jahr auf unserem Sofa im Tang stedter Forst begrüßen zu dürfen. Wer mich kennt, weiß, dass ich seit meiner frühesten Kindheit Elvis-Fan bin und mit Mitte 50 immer noch leidenschaftlich den Klängen seiner Musik lausche. Wie soll ich Dich eigentlich ansprechen? Ich denke mit Shelvis – denn so lautet Dein Künstlername.

Duvenstedter Kreisel:
Wie kam es zu dem Namen Shelvis und wie bist Du Elvis-Imitator geworden?

Shelvis:
Shelvis ist die Verbindung aus meinem Vornamen Shezad und Elvis. Inspiriert hat mich der Elvis-Experte und Radiomoderator von RSH (später Radio Nora), Helmut Radermacher, der in den 1980er und 1990er Jahren sechs-, sieben- stündige Elvis-Sendungen zum Todestag des Kings moderierte. Im Scherz nannte er sich „Helvis Radiomacher“. Das fand ich originell und adaptierte es für mich. Gesungen habe ich eigentlich erst in den frühen 1990ern; zu der Zeit spielte ich Schlagzeug in verschiedenen Schülerbands. Meinen ersten Auftritt als Elvis-Imitator hatte ich 1994 bei meiner Abi-Feier des Wirtschaftsgymnasiums Kieler Straße. Dann brauchte es vier Jahre, bis ich an der Uni einen Hardrock-Bassisten kennenlernte und in seiner Band als Special Guest einstieg. Nach einem Jahr löste sich die Band auf und ich suchte Mit-Musiker über die Zeitschrift „Oxmox“, im Offenen Kanal Hamburg, bei dem ich meine Elvis-Radioshow moderierte, im Freundenkreis – und fand sie. Wir nannten uns „Freakaholics – Nu Elvis“ und spielten Elvis- Songs in eigenen rockigen, funkigen Versionen. Damit traten wir etwa auf dem Rathausmarkt, beim Harburger Außenmühlenfest, bei der Street Mag Show und sogar in der TV-Sendung „City Cafe“ bei „Hausmeister Rudi“ auf „Hamburg 1“ auf. 2002 trennte sich die Band. Ich stand wieder alleine da, wollte aber unbedingt weitermachen und trat als Elvis-Interpret ohne Verkleidung bei verschiedenen Events auf. Mitte 2002 wurde ich für eine Firmenfeier in einem Restaurant in Altona gebucht. Der Kunde fragte, ob ich mich noch als Elvis verkleiden würde. Ich verneinte, weil mir die Agentur davon nichts gesagt hatte, sagte aber, dass ich auch ohne Kostüm für Stimmung sorgen würde. Gesagt, getan. Nach dem Auftritt kam der Kunde erneut auf mich zu und meinte, dass mich die Firma für eine Unternehmensfeier in Fulda buchen möchte – dann aber mit Elvis-Verkleidung. Ich besorgte mir eine Perücke und lieh mir einen Elvis-Anzug von einem Freund – „Shelvis“ war geboren. Im Januar 2003 ging es mit ersten öffentlichen Auftritten in Hamburg und Lübeck los und alles nahm seinen Lauf. Meine Mutter und Schwester sowie Freunde haben mich immer sehr unterstützt und mir geholfen.

Duvenstedter Kreisel:
Was fasziniert Dich an Elvis und seiner Musik?

Shelvis: Elvis war einfach ein cooler, auffälliger Typ mit einem eigenen Style. Zu seinen guten Zeiten sah er am besten aus, sang tolle Songs verschiedenster Musik-Stile und hatte eine Hammer-Stimme, die sich wie auch er optisch veränderte. Elvis war verschiedene Menschen in einer Person. Das machte ihn einmalig.

 

Elvis’ Fans treffen sich auch an ungewöhnlichen Orten … Da guckte mancher Spaziergänger im Tangstedter Forst ungläubig.

 

Duvenstedter Kreisel:
Welche Verbindung hast Du zu Hamburg und Norddeutschland?

Shelvis: Ich bin in Hamburg geboren und habe immer hier gewohnt. Mein Vater spielte als Amateur zu Uwe Seelers Zeiten beim HSV. Norddeutschland kenne ich auch gut und bin über die Jahre in vielen Städten wie Flensburg, Lübeck, Kiel, Bremen, Hannover, Schwerin, auf Sylt und Helgoland aufgetreten.

 

Duvenstedter Kreisel:
Was wünschen sich die Künstler neben einer guten Mahlzeit denn so?

Shelvis: Olly Murs zum Beispiel,  der in seinem Heimatland England 2009 durch die sechste Staffel der Castingshow „The X Factor“ bekannt wurde, hatte als besonderen Wunsch eine Postkarte aus Hamburg, weil er aus jedem Ort, in dem er auftritt, eine Postkarte verschickt.
Für Ed Sheeran, damals bei seinem Auftritt beim Deutschen Radiopreis noch relativ unbekannt, mittlerweile sollten ihn alle Leser kennen, hatten wir Legosteine besorgt und in seine Künstlergarderobe gelegt, da wir wussten, dass er sich sehr für Lego interessiert. Er hat sich wahnsinnig darüber gefreut.
Die Ruhe selbst war Sting. Bei all dem Chaos der Vorbereitungen, Probeläufe und dem unruhigen Backstage-Bereich hat er sich dort einfach schlafen gelegt – selbstverständlich von Security bewacht.

Duvenstedter Kreisel:
Du feierst in diesem Jahr Dein 20. Bühnenjubiläum – Glückwunsch! Hast Du größere Events geplant?

Shelvis: Danke schön! Dieses Jahr ist in der Tat ein ganz besonderes und ich versuche, an so vielen Orten wie möglich aufzutreten. Im Januar war ich bereits im „Texas Cowboys“ in Pinneberg. Der nächste Auftritt dort ist am 1. April in einer Country- Show. Am 3. Februar war ich in der „Kulturschusterei“ in Barmstedt, am 3. März geht es ins „Eiscafé Dante“ nach Horneburg bei Stade, Ostersonntag, am 9. April, gibt es „Shelvis & Friends“ im „Hörsaal“ auf St.Pauli und am 14. Mai bin ich in der Trinkkurhalle Timmendorfer Strand. Weitere Auftritte etwa auf Stadtfesten im Norden sind geplant. Außerdem habe ich mit meinem langjährigen Kumpel Jason Foley und Musiker einen neuen Song über den „Wackel-Elvis“ geschrieben, den wir bisher drei Mal live gesungen haben und groß promoten möchten. Ein Videodreh im Frühjahr ist auch geplant.

 

 

Der „echte“ Elvis durfte bei diesem Waldgespräch selbstverständlich nicht fehlen – auch wenn es sich dabei nur um einen Pappaufsteller handelte.

 

Duvenstedter Kreisel:
Du trittst nicht nur als Shelvis auf, sondern moderierst auch Radioshows. Wo können wir Dich aktuell hören?

Shelvis: 1991 habe ich meine Sendung „It’s Elvis- Time“ im Offenen Kanal Hamburg mit 16 Jahren gestartet und führe sie nach dem Ende des Senders im Jahr 2003 seit 2004 bei Tide Radio fort. Sie läuft jeden zweiten Montag im Monat mit vielen verschiedenen Themen rund um Elvis wie etwa über seine Tochter Lisa-Marie Presley, die kürzlich im Alter von 54 Jahren gestorben ist. Desweiteren sind Specials über die Elvis-Filme „Fun in Acapulco“ und „Viva Las Vegas“ geplant, die vor 60 Jahren gedreht wurden.

Duvenstedter Kreisel:
Es steht bei mir auf der To-do-Liste, doch ich habe es leider noch nicht geschafft, einmal über das Anwesen von Elvis zu laufen. Warst Du schon mal in Graceland?

Shelvis: Ja, ich habe mir diesen Herzenswunsch im August 1997 im Alter von 22 Jahren erfüllt und Graceland im Rahmen einer dreiwöchigen USA-Tour durch Memphis, Nashville, Las Vegas, Los Angeles und New York besucht. Es war ein unvergesslicher und einmaliger Trip. Seither habe ich es leider nicht wieder in die USA geschafft – ist aber auf jeden Fall geplant.

Duvenstedter Kreisel:
Von Oktober 1958 bis Februar 1960 war Elvis in Deutschland stationiert. Den Großteil dieser Zeit lebte er im hessischen Bad Nauheim, zuerst im Hotel, später in einem Privathaus. Jedes Jahr findet dort das „European Elvis Festival“ statt. Hat es Dich dort schon einmal hingezogen?

Shelvis: Ich war 2021 da und habe an verschiedenen Orten gesungen: in einem Seniorenheim, bei einer Lesung, vor dem Hotel Grunewald und sogar an der Elvis- Bronzefigur, die in dem Jahr enthüllt wurde. Hat viel Spaß gemacht!

Duvenstedter Kreisel:
Elvis wäre am 8. Januar 88 Jahre alt geworden. Was geht Dir an seinem Geburtstag oder auch an seinem Todestag, den 16. August, durch den Kopf?

Shelvis: Es macht einen als Elvis-Fan immer recht traurig, dass er ein so kurzes Leben hatte und so wenig von der Welt sehen konnte. Sein Freund Tom Jones etwa wird in diesem Jahr 83 und ist noch immer als lebende Legende weltweit unterwegs. Das hätte ich Elvis auch gewünscht und dann hätte man ihn auch länger live sehen können. Leider hatte er sein Leben am Ende nicht mehr im Griff und starb wie so viele Stars einen viel zu frühen Tod.

 

 

Das war bestimmt der erste Besuch eines Elvis-Imitators direkt im Tangstedter Forst – als wahre Elvis-Fans sind wir doch eine „große Familie“. ;-)

 

Duvenstedter Kreisel:
Ich habe oft mit Elvis-Nachahmern in Musicals oder Filmen Probleme, da es darunter leider sehr viel schlechte Beispiele gibt. Der neue Elvis-Film aus dem vergangenen Jahr von Baz Luhrmann dagegen hat mich absolut begeistert. Wie hat Dir dieser Film gefallen?

Shelvis: Mir hat er gut gefallen, auch wenn Einiges weggelassen wurde, beziehungsweise zu kurz kam. Wie etwa die humorvolle und großzügige Seite von Elvis, die nicht gezeigt wurde, wie auch und seine letzten Freundinnen Linda Thompson und Ginger Alden, die nicht erwähnt wurden. Die Ausstattung aber war sehr gut und hat den Film zu einem Oscar-Anwärter gemacht. Austin Butler und Tom Hanks haben super gespielt und bestimmt neue Elvis-Fans generiert.

Duvenstedter Kreisel:
Du trittst in Castings-Shows, bei Theaterproduktionen und großen Bühnen- Events auf. Welcher war Dein schönster Auftritt – und welcher der schrägste?

Shelvis: Tatsächlich habe ich sicherlich über 1000 Auftritte in unterschiedlichsten Locations gehabt und kann mich natürlich nicht mehr an alle erinnern. Dennoch sind einige hängengeblieben wie meine Auftritte 2003 auf dem Stadtfest in Stade vor 3000 Leuten und der Weihnachtsfeier- Zirkus 2004/05, bei dem ich vier Wochen lang fast täglich gesungen habe. Immer noch präsent sind die Rhein- und Donau-Flussfahrten vor einigen Jahren, die mich in die Niederlande, nach Belgien und in die Slowakei geführt haben. In Bratislawa bin ich sogar extra einen Tag eher angereist und habe mir nach der Fußball-WM-Niederlage der Deutschen gegen Südkorea ein Konzert von Karel Gott angesehen – alles schöne Erinnerungen. Aber schräge Auftritte gab es auch, etwa in einem Restaurant vor nur drei Damen oder als Geburtstagsüberraschung in einem Saunaclub.

Duvenstedter Kreisel:
Ich habe gelesen, dass es sogar einen Weltrekord mit Dir gegeben hat. Verrate uns bitte mehr.

Shelvis: Im Auftrag des Radiosenders Oldie 95 habe ich vom 5. bis 8. Januar 2004 im gläsernen Studio von Radio Hamburg 40 Stunden, acht Minuten und zwei Sekunden gesungen – auf einem Thron sitzend. Alle vier Stunden hatte ich 15 Minuten Zeit für Katzenwäsche, um auf die Toilette zu gehen und etwas zu essen und zu trinken. Eine verrückte Aktion, die aber viel und weltweit Publicity brachte – und einen Weltrekord. Sogar ein Radiosender aus Washington rief bei mir an und interviewte mich live on air. Doch an diesen Rekord, der allerdings wenige Wochen danach von „Eifel-Elvis“ Franz Nübel gebrochen wurde, erinnere ich mich nicht nur mit guten Gefühlen zurück. So haben nachts einige Obdachlose an das Studiofenster gehämmert, weil sie wegen meines Gesangs nicht in Ruhe schlafen konnten. Außerdem hatte ich zum Schluss tatsächlich Blasen auf der Zunge.

Duvenstedter Kreisel:
Als bekennender Elvis-Fan interessiert mich natürlich brennend, welches Deine Lieblingslieder des Kings sind?

Shelvis: Aus rund 700 Liedern, die der King in 25 Jahren aufgenommen hat, ist es natürlich schwer, eine Auswahl zu treffen. Als Fan findet man oft die seltenen Lieder besser als die Hits, die jeder kennt. So liebe ich zum Beispiel „Loving Arms“, „So Close, Yet So Far“, „C’mon Everybody“ oder „I Got A Feeling In My Body“. Sein emotionalster Song war sicher „If I Can Dream“.

Duvenstedter Kreisel:
Wo können wir Dich in diesem Jahr live erleben? Vielleicht gelingt es auch mal, Dich als Elvis-Imitator für eines der bekannten Stadtteilfeste in Duvenstedt zu engagieren.

Shelvis: Wie bereits erwähnt, bin ich beispielsweise in Horneburg und Timmendorfer Strand unterwegs. Und: Für den 13. Juli ist ein Auftritt in der „Alten Rader Schule“ in Tangstedt geplant.

Duvenstedter Kreisel:
Vielen Dank, Shezad, für das interessante Gespräch. Ich freue mich schon jetzt auf einen Deiner nächsten Auftritte als Shelvis.

Das Interview führte Thomas Staub.