Kultur & Unterhaltung

25. Februar 2022

NABU: Mehr Futter­hausbesucher als 2021

Trotzdem weniger Vögel als im Durchschnitt

Über 3.100 Menschen haben bei der „Stunde der Wintervögel“ mitgemacht / Kohlmeise bleibt häufigster Wintervogel in Hamburg / Wenig Wintergäste in den Gärten

Wer in diesem Jahr bei der „Stunde der Wintervögel“ mit Fernglas und Meldebogen dabei war, hat im Vergleich zu den Vorjahren weniger Vögel in seinem Garten beobachten können, insbesondere in Hamburg. Das zeigt das Ergebnis der diesjährigen Vogelzählung. Der NABU hatte vom 6. bis 9. Januar schon zum zwölften Mal zur winterlichen Vogelzählung eingeladen. Rund 176.00 Menschen haben in ganz Deutschland mitgemacht und von über 120.000 Beobachtungspunkten wie Gärten, Parks und Balkonen über 4,2 Millionen Vögel gezählt. Darunter waren 3.161 Hamburger*innen, die 55.315 Vögel gemeldet haben.

„Die Zahlen freuen uns sehr – es sind die zweitbesten Teilnehmendenzahlen in Hamburg und auch bundesweit in der Geschichte der Aktion“, so Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg „Nur 2021 machten noch mehr Menschen mit, was wir vor allem auf die Ausnahmesituation des ersten Corona-Lockdowns zurückführen.“

In Hamburg befindet sich ein bekanntes Trio auf den ersten drei Plätzen der häufigsten Wintervögel: Die Kohlmeise ist erneut Spitzenreiterin. Ihr folgen Amsel und Blaumeise auf den Plätzen zwei und drei. Damit konnte die Amsel in diesem Jahr einen Platz gutmachen. Erfreulich ist der solide vierte Platz des Haussperlings, der in Hamburg bereits auf der Roten Liste steht. Einen erfreulichen Anstieg bei den Beobachtungen verzeichnen Gimpel (Platz neun) und Buchfink (Platz elf). Andere Arten, die typisch wären für den Januar, wurden dagegen seltener gesehen. „In den Hamburger Gärten gab es wenig Wintergäste aus Skandinavien wie Wacholderdrosseln und Birkenzeisige, vermutlich bedingt durch den milden Winter“, stellt Marco Sommerfeld fest, Referent für Vogelschutz beim NABU Hamburg.

Bundesweit führt die Top Ten der häufigsten Arten, wie so oft, der Haussperling an, gefolgt von Kohlmeise, Blaumeise und Amsel. Zu sehen gab es bei der diesjährigen Zählung etwas mehr Vögel als 2021. Sowohl bei der Zahl der gemeldeten Arten – plus 0,4 – als auch bei der Zahl der gemeldeten Vogel-Individuen – plus 1 – ging es leicht nach oben. Das liegt vor allem an den typischen Waldarten wie Kernbeißer, Kleiber, Eichelhäher, Bunt- und Mittelspecht sowie Tannen-, Blau- und Kohlmeise, die sich vermehrt in Gärten und Parks zur Nahrungssuche eingefunden haben. Ursache dafür könnten weniger Baumfrüchte in den Wäldern als in anderen Wintern sein.

Der Trend zu weniger Wintergästen ist auch deutschlandweit zu beobachten. Sie zeigen vermutlich aufgrund der milderen Winter weniger Zugtendenzen. Dazu gehören Erlen- und Birkenzeisig, Rot- und Wacholderdrossel.

Die „Stunde der Wintervögel“ zeigt auch: Die Vogeldichte im Siedlungsraum ist nicht gleichmäßig verteilt. „In Mecklenburg-Vorpommern wurden mit 45,5 Exemplaren die meisten Vögel pro Garten gesichtet, gefolgt von Sachsen-Anhalt (43,4) und Brandenburg (41,3). Die wenigsten hat Hamburg mit 26,4 gemeldet“, so Vogel­experte Sommerfeld. Ein Blick in andere deutsche Großstädte zeigt ein ähnliches Bild, beispielsweise Bremen (26,7), Dortmund (26,6), Köln (26,6) und München (21,2). Berlin verfügt noch über eine große Population des Haussperlings und weist daher mit einem Durchschnitt von 34,1 mehr Vögel pro Garten als Hamburg auf.

Im bundesweiten Mittel liegen die Ergebnisse jedoch unter dem Durchschnitt aller Aktionsjahre. „Wir sehen einen abnehmenden Trend: Während im ersten Jahr der Aktion 2011 noch fast 46 Vögel pro Beobachtung gezählt wurden, waren es dieses Jahr mit 35,5 durchschnittlich zehn Vögel weniger“, so Sommerfeld. „Eine Entwicklung, die wir weiter im Auge behalten werden.“

Naturfreundinnen und -freunde können sich schon auf die nächste Vogelzählung freuen: Sie findet vom 13. bis 15. Mai mit der „Stunde der Gartenvögel“ statt.

Ilka Bodmann