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22. Juni 2020

So schwer wie ein Elefant – Wolken

… UND JETZT DAS WETTER – SILKE HANSEN

Wolken sind kleine Wunder. Manchmal tauchen sie einzeln in kürzester Zeit einfach aus dem Nichts auf und verschwinden auch genauso schnell wieder. Manchmal versperren unzählige von ihnen tagelang den Blick zur Sonne. Aber sie fallen – was gut ist – nie vom Himmel. Schließlich wiegt so eine Wolke mindestens so viel wie ein Elefant – manchmal auch so viel wie eine ganze Herde.

„Um zu verstehen, wie Wolken entstehen, muss man eigentlich nur vier Dinge wissen: 1. Warme Luft steigt auf. 2. Luft, die aufsteigt, kühlt ab. 3. Kalte Luft kann weniger Wasser speichern als warme Luft. 4. Das Wasser »kondensiert« aus, und es bilden sich Wolken und Regen. Wenn man das verstanden hat, ist es mit den Wolken ganz einfach. Denn alle Wolken entstehen im Grunde genommen nach dem gleichen Prinzip.“

„In der Luft befindet sich immer ein Anteil von Wasserdampf. Mal ist dieser höher, mal niedriger. Ein bisschen Wasserdampf ist allerdings immer drin – auch wenn man ihn nicht permanent sehen kann. Wie viel Prozent der Luft Wasserdampf ist, beschreibt die Luftfeuchtigkeit.
Die Luft kann in Abhängigkeit von ihrer Temperatur eine bestimmte Menge an Wasser in Form von Wasserdampf aufnehmen. 60 % Luftfeuchtigkeit meint, dass in der Luft 60 % der Menge an Dampf tatsächlich drin ist, die bei der aktuellen Temperatur drin sein könnte. In warme Luft passt dabei viel mehr Wasserdampf als in kalte. In einen Kubikmeter Luft mit 0 °C, passen gerade einmal 5 ml Wasser in Form von Wasserdampf, also – wenn es kondensieren würde – ein kleiner Teelöffel voll. In einen Kubikmeter 20 °C warme Luft passen dagegen 17 ml – das ist etwas mehr als ein halber Eierbecher voll –, und in 40 °C warme Luft passen sogar 50 ml, also so viel wie in eine etwas größere Espressotasse.“

 

„Der Engländer John Constable verbrachte in den Sommern der Jahre 1820 bis 1822 viele Tage auf einem Feld unweit seines Hauses, um Wolken zu malen. Seine »skying campaigns«, wie er seine Werke nannte, hat er nicht datiert. Dennoch konnten Experten viele seiner Zeichnungen bestimmten Tagen zuordnen – mithilfe der Wettermeldung der benachbarten Wetterstation, da die Wolkenformen Aufschlüsse darüber gaben, an welchem Tag John Constable die Wolken gemalt hatte.“
„Wenn sich Luft abkühlt, kann sie weniger Wasser speichern. Deswegen muss das Wasser irgendwo hin – es »kondensiert« aus. Das Wasser, was man bislang nicht sehen konnte, wird plötzlich sichtbar. Das ist dann die Wolke.“

„Viele Jahrhunderte war Malerei in erster Linie Malerei im Atelier. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen mussten die Farben aufwendig von den Künstlern gemischt werden und trockneten schnell ein. Zum anderen war Wetter in den Gemälden häufig nur ein stilistisches Mittel, um eine bestimmte Stimmung darzustellen. Es gab also eigentlich keinen Grund draußen zu malen. Beides änderte sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Künstler begannen sich für Lichteffekte und die sich verändernden Farbstimmungen im Laufe der Jahreszeiten zu interessieren, und der Amerikaner John Goffe Rand erfand die Farbe in der »Tube« (vom lateinische Wort »tubus« für Rohr).
Farben ließen sich nun in kleinen Bleituben verwahren, transportieren und unter freiem Himmel verwenden. Maler konnten dadurch das Licht des Tages und die unterschiedlichen Stimmungen des Wetters und der Jahreszeit direkt auf die Leinwand bringen (»en-plain-air«-Malerei). Daraus entwickelte sich eine ganz neue Stilrichtung, der das Bild »l’impression, Soleil levant« (auf deutsch »Impression, Sonnenaufgang«) von Claude Monet aus dem Jahr 1872 seinen Namen gab: »Impressionismus«.“

 

„Es gibt viele Möglichkeiten, warum Luft abkühlt.

Im Laufe des Tages erwärmt die Sonne die Luft. Warme Luft steigt auf, kühlt sich ab und bildet Wolken. Weil die Luft das Wasser je nach Luftfeuchtigkeit bei einer bestimmten Temperatur nicht mehr halten kann und diese Temperatur auf einer bestimmten Höhe erreicht wird, sind Wolken unten flach. Je nachdem, wie viel Energie die Sonne hat, steigt die Luft auf. Deswegen sehen diese Wolken oben aus wie kleine Wattebällchen. Das sind die Wolken, die man häufig an einem Sommernachmittag sieht. Eine andere Möglichkeit für Wolkenbildung ist Luft, die über das Land strömt und zum Beispiel gegen einen Berg stößt. Um den Berg zu überqueren, muss die Luft aufsteigen. Auch dabei kühlt sie sich ab und bildet Wolken. Deswegen bilden sich Wolken häufig an Bergen, und zwar immer auf der Seite, von der die Luft den Berg anströmt.“

„Manchmal entstehen Wolken aber auch, weil eine ganz neue Luftmasse kommt. Erreicht uns an einem schwülwarmen Sommertag trockene, kühle Luft aus Nordwesten, vermischen sich die beiden Luftmassen an der Grenze, und es entstehen große Wolken und kräftige Gewitter“.
„Erreicht uns an kalten Tagen milde Luft, schiebt sich die milde Luft auf die kalte Luft und wird dadurch zum Aufsteigen gezwungen. So entstehen Schichtwolken und lang anhaltender Regen – den man auch Landregen nennt“

„FAUSTREGEL NUMMER 1:
Wenn man sich an einem Sommernachmittag eine Quellwolke anschaut und der Abstand zwischen der Wolkenunterseite und der Wolkenoberseite kleiner ist als der Abstand zwischen Wolkenunterseite und Erdboden, muss man sich meistens keine Sorgen machen. Die Wolken sind oft harmlos. Wenn allerdings der Abstand zwischen Wolkenunterseite und der Wolkenoberseite deutlich größer ist als der Abstand zwischen Wolkenunterseite und Erdboden, könnte es sein, dass sich heftige Schauer und Gewitter entwickeln. Muss nicht, ist aber gut möglich. Wenn man sehr hohe Wolken sieht, sollte man sich schon mal nach einem trockenen und sicheren Ort umschauen.“

 

 

„Wann und wo genau Schauer und Gewitter entstehen, lässt sich nur schwer sagen. Manchmal hilft der Blick auf ein Regenradar, um zu sehen, ob sich in der näheren Umgebung bereits Schauer gebildet haben. Aber manchmal bildet sich ein Schauer auch direkt über einem. Meist kann ein Blick zum Himmel helfen: Vielen Wolken sieht man es nämlich an, dass es gleich zu regnen beginnt. Dazu gibt es zwei ganz grobe Faustregeln, aber an einem warmen Sommertag sind sie zumindest schon mal eine kleine Hilfe.“

FAUSTREGEL NUMMER 2:
„Wenn die Wolke breiter als hoch ist, ist es kein Problem. Dann handelt es sich meist um eine Wolke der Gattung Cumulus humilis – eine Schönwetterwolke. Wenn allerdings die Wolke schmaler als hoch ist, könnte es kritisch werden. Dann ist es vermutlich eine Cumulus congestus, eine Schauerwolke, vielleicht auch schon eine Cumulonimbus, eine Regenwolke. Wenn man so eine sieht, sollte man sich schon mal umschauen, ob man sich irgendwo unterstellen kann.
Es lässt sich nicht genau vorhersagen, wo sich Schauer und Gewitter bilden. Nicht am Tag selbst, und schon gar nicht am Tag davor. Man muss sich das vorstellen, wie einen Topf mit Wasser, den man auf eine heiße Herdplatte stellt. Das Wasser ist die Luft und die Herdplatte ist der warme Boden, der von der Sonne erwärmt wird. Jeder wird natürlich sofort sagen, dass nach einer Weile das Wasser zu kochen beginnt und Blasen entstehen. Aber wer kann schon sagen, wie viele Blasen es genau werden, wo die erste oder die zweite entsteht und wie groß sie dann sind. So ist das mit den Gewittern. Es lässt sich zwar vorhersagen, dass sie entstehen werden, aber man kann nicht genau sagen wo.
Einen ähnlichen Vergleich kann man mit Popcorn ziehen[…]“

„Forscher haben ausgerechnet, dass es auf der Erde pro Jahr etwa 500.000 Kubikkilometer Wasser regnet. Also nicht Kubikmeter, sondern tatsächlich Kubikkilometer. Würde das alles allein über Deutschland fallen, stünde das Land rund eineinhalb Kilometer hoch unter Wasser. Da würden dann nur noch die Spitzen der höchsten Berge herausschauen.“

„DER GERUCH VON REGEN
Auch wenn reines Wasser an sich nicht riecht, hat Regen dennoch einen Geruch – gerade an einem Sommertag, wenn es lange nicht geregnet hat. Das liegt an den ätherischen Ölen, die sich auf den Blättern der Pflanzen bilden und vom Regen abgewaschen werden. Auch wenn sich Regen ankündigt, kann man das vorher unter Umständen schon riechen. Denn dann steigt meistens im Vorfeld die Luftfeuchtigkeit, und Feuchtigkeit lagert sich auch am Boden an. Das setzt »Geosmin« frei, einen Duftstoff der von Bakterien im Boden gebildet wird.
Der wissenschaftliche Name für den Geruch des Regens ist »Petrichor«. Der Name setzt sich zusammen aus den griechischem »Petros« (was »Stein« heißt) und »Ichor« (was nach griechischer Mythologie die Flüssigkeit war, die durch die Adern der Götter floss).“

Silke Hansen

 

 

 

 

 

 

 

Silke Hansen „… und jetzt das Wetter“
Die beliebteste Minute der Tagesschau 160 Seiten,
166 farbige Fotos und Abbildungen,
Format 17 x 24,5 cm, Flexcover
€ (D) 19,90 / € (A) 20,50 • (ISBN 978-3-667-11829-5)
Delius Klasing Verlag, Bielefeld

Erhältlich im Buchhandel oder unter
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