Rundblick

29. Juni 2021

NABU: Wieder mehr Gebäudebrüter in Hamburg

Ergebnis der „Stunde der Gartenvögel“ liegt vor / Neuer Teilnehmerrekord in Hamburg / Zahl der Mauersegler und Mehlschwalben nimmt ab

Mit 3203 Teilnehmer*innen hat Hamburg bei der Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ einen neuen Teilnehmerrekord erreicht. Bundesweit haben mehr als 140000 Menschen mitgemacht und vom 13. bis 16. Mai Vögel gezählt und dem NABU gemeldet. Das Ergebnis der großen wissenschaftlichen Mitmach-Aktion von NABU und LBV liegt nun vor. Aus über 95000 Gärten und Parks wurden dabei über 3,1 Millionen Vögel gemeldet.

„Die neue Rekordteilnahme freut uns sehr“, so Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg. „Für Hamburg ist es gut, wenn das Interesse und die Freude an der Natur vor der Haustür zunehmen. Diese Wertschätzung ist eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt unserer Naturräume.“

Die Vogelschutzexperten des NABU haben die Rohdaten der Zählung nun analysiert und statistische Korrekturen vorgenommen. Insgesamt konnten pro Garten knapp 33 Vögel von 11,4 unterschiedlichen Arten entdeckt werden. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr, in dem mit nur gut 30 Vögeln der bisher niedrigste Wert ermittelt wurde. Insgesamt erweist sich der Vogelbestand in Deutschlands Dörfern und Städten seit Beginn der Zählungen im Jahr 2005 als weitgehend stabil. Dennoch gibt es unter den 66 am häufigsten beobachteten Arten ein leichtes Übergewicht deutlich abnehmender Arten: 20 Arten mit sinkenden Beständen stehen 16 Arten mit zunehmenden und 30 Arten mit stabilen Zahlen gegenüber. Unter den größten Verlierern finden sich mit Mauersegler, Mehlschwalbe, Trauerschnäpper und Grauschnäpper auffallend viele Fluginsektenjäger. Mit Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Zilpzalp, Kuckuck, Nachtigall und Klappergrasmücke sind weitere ausschließlich von Insekten lebende Vogelarten dabei. Auch in Hamburg bestätigte sich dieser Trend. Hier wurden ebenfalls deutlich weniger Mehlschwalben (-30 %), Mauersegler (-40 %) und Hausrotschwänze (-26 %) gesichtet. Ein Grund dafür ist aber auch das ungewöhnlich kalte Wetter im Norden am Aktionswochenende.

Langfristig deutliche Zunahmen zeigen dagegen einige Vegetarier, darunter Ringeltauben, Stieglitz, Gimpel und Kernbeißer. Dieser Trend gilt sowohl für Hamburg als auch bundesweit. „Wer unseren gefiederten Sorgenkindern helfen will, sollte seinen Garten so gestalten, dass Insekten sich dort wohlfühlen: heimische Laubgehölze pflanzen, Ecken mit Wildpflanzen anlegen und selbstverständlich auf Umweltgifte verzichten“, betont Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim NABU Hamburg.

Die Rangliste der häufigsten Vogelarten in Hamburg zeigt kaum Veränderungen zum Vorjahr. Auf der Spitzenposition behauptet sich die Kohlmeise, gefolgt von Amsel, Blaumeise, Ringeltaube und Haussperling. Dieser fünfte Platz des Haussperlings ist besonders positiv zu bewerten. Die „Allerweltsart“ steht in Hamburg bereits auf der Roten Liste, doch jetzt scheint sich der Bestand zu stabilisieren. Der Star, wie der Haussperling ein gefährdeter Gebäudebrüter, zeigt in diesem Jahr ebenfalls einen stabilen Bestand und rückte einen Platz höher auf Rang 6. Auch der Vogel des Jahres, das Rotkehlchen, ist in 80 Prozent aller Hamburger Gärten anzutreffen und belegt den siebten Platz. „Mich freut, dass die Amsel wieder häufiger in den Gärten beobachtet wurde“, sagt Marco Sommerfeld. „Die Art hatte durch die Ausbreitung des Usutu-Virus in 2018 drastische Bestandseinbrüche verzeichnet. Seit vergangenem Jahr erholt sich die Amsel nun wieder und die Wetterbedingungen der letzten Wochen werden sich bestimmt positiv auf den Bruterfolg auswirken, denn Regenwürmer waren bei kaltem, feuchtem Wetter gut zu finden.“

In der bundesweiten Rangliste der häufigsten Gartenvögel hat es der Haussperling auf den ersten Platz geschafft. Es folgen Amsel, Kohlmeise, Star, Blaumeise, Feldsperling, Elster und Ringeltaube. Das Rotkehlchen fliegt auf Platz neun und erzielt damit seine bisher beste Platzierung. Auf Platz zehn kommt die Mehlschwalbe.

Eine weitere Mitmach-Aktion des NABU lief vom 4. bis 13. Juni; beim „Insektensommer“ wurden Sechsbeiner gezählt und gemeldet. Infos dazu gibt es unter. www.insektensommer.de.

Marco Sommerfeld