Kirche

10. Dezember 2020

Es gelten für alle Kontaktbeschränkungen

Pastor Fahrs Worte

Ob die Kontaktbeschränkungen im November etwas gebracht haben? Tja …
Während ich schreibe, sind die Beschränkungen für den November gerade erst verkündet worden. Nein, ich bin weder Virologe noch Politiker noch Statistiker noch Intensiv­mediziner, ich habe mich weder an Universitäten noch im Internet „informiert“ 😀. Ich vertraue den Expert*innen. Ja, ich kann mir auch vorstellen, dass Politiker*innen Fehler machen und kritisiert werden dürfen und dass es eine offene Diskussion geben muss. Wir leben in einer Demokratie, und eine Beschränkung der Meinungsfreiheit oder Zensur gibt es nicht. Jede*r kann sagen, was er/sie will. Auch die, die anderer Meinung sind als ich. Ein paar Gegebenheiten, die keinerlei Diskussion dulden, gibt es natürlich schon: rote Ampeln, geschlossene Bahnschranken, fremdes Eigentum, Leib und Leben anderer Menschen (u.a.).

„Suchet der Stadt Bestes!“ – hat der Prophet Jeremia den verschleppten Israeliten im
fernen Zwei-
stromland in einem Brief geschrieben. Richtet
euch auf die Situation ein und denkt auch an das Gemeinwesen außerhalb der Gemeinde. Da sind wir auch in der Kirche in der Pflicht.
Wir Heutigen vertrauen – hoffentlich – größtenteils darauf, dass Politiker*innen in unserem demokratischen Gemeinwesen kein Interesse daran haben, unser Land bzw. unsere Stadt herunterzuwirtschaften. Im Großen und Ganzen funktioniert der Staat bei uns und ist nicht komplett von Eigennutz durchsetzt. Wenn jedoch jemand eine Anordnung oder ein Gesetz nicht passt, darf man im Rahmen der geltenden Möglichkeiten dagegen vorgehen, aber gewiss nicht in Selbstherrlichkeit dagegen verstoßen. Man muss eine Eingabe machen, einen Eilantrag stellen, klagen oder selbst in die Politik gehen. Das ist mühsam, aber es nützt ja nix. Wir werden uns in der Duvenstedter Kirchengemeinde an die staatlichen Auflagen halten – denn ein Fisch oder ein Kreuz am Auto berechtigen auch nicht dazu die Vorfahrt zu missachten oder auf Fahrradwegen zu parken.

Ich hoffe, es gelingt Ihnen wenigstens übers Telefon, durchs Küchenfenster von draußen, übers Internet oder wie auch immer Kontakt zu den Menschen zu halten, die Sie nicht mehr besuchen dürfen, aber die Ihnen wichtig sind – und denen Sie wichtig sind. Oder schreiben Sie mal wieder einen Brief, so richtig mit Papier und Briefmarke! Und ich hoffe und bete inständig, dass die einschränkenden Maßnahmen Leben retten. Das ist nämlich deren Sinn.

Was im Advent, zu Weihnachten und über den Jahreswechsel bei uns in der Kirche möglich ist, werden wir kurzfristig mitteilen. Manches haben wir geplant und wieder verworfen. Was wir dürfen oder was vernünftig ist, wissen wir zur Zeit nicht. Auf jeden Fall werden wir YouTube-
Videos drehen. Der „Lebende Adventskalender“ wird ebenfalls ins Internet verlegt. Und Heiligabend feiern wir wohl draußen.

Advent wird es geben, Weihnachten wird es geben – wir werden vermutlich nur auf manches, was uns normalerweise Freude macht, verzichten müssen. Aber hey, Weihnachten ist nicht gleich Weihnachtsmarkt! Weihnachten ist nicht nur Shoppen und Feiern! Das ist alles sehr schön und erfreulich und es gibt viele liebgewordene Traditionen in jeder Familie, natürlich auch bei uns – doch niemand weiß, ob die (erwachsenen) Kinder überhaupt kommen dürfen 😢. Und: Wir werden uns besonders Gedanken um die Älteren, um die, die alleine leben, machen müssen.

Was wird mit unserer schönen Adventszeit, mit Weihnachten?
Ach, natürlich ist es unangenehm und traurig. Selbstverständlich hätte ich mir für uns alle etwas anderes gewünscht. Aber trotzdem: Seien wir kreativ! Hängen wir lieben Menschen einen kleinen Gruß an die Haustür, wenn wir sie schon nicht treffen dürfen; telefonieren wir mehr, denken und beten wir für die, die uns am Herzen liegen – und vielleicht auch für die, die wir nicht mögen – wer weiß, welcher Segen daraus erwachsen kann! Wir kommen vermutlich nicht weiter, wenn wir die gesamte Zeit darüber nachdenken, warum welche Einrichtung nicht hätte heruntergefahren werden dürfen und von welcher Institution bestimmt keine Gefahr ausgeht. Vielleicht finden wir Wege, kleinere Geschäfte der Gegend beim Außer-Haus-Verkauf zu unterstützen. Und: Weihnachten kann es bei uns werden, wenn wir an das denken, was der ursprüngliche Anlass des Festes ist: Die Ankunft Gottes in einer schwierigen Welt. Diese Ankunft brauchen wir jetzt. Und eigentlich immer.

In diesem Sinne grüßt Ihr und Euer
Peter Fahr