Rundblick

22. Juli 2020

Tierkauf per Mausklick

DER HTV lehnt das konsequent ab

Im Zeitalter der Digitalisierung boomt der Online-Handel mit Tieren. Zahlreiche Plattformen im Internet ermöglichen es, Heimtiere, aber auch exotische Tierarten käuflich zu erwerben. Der deregulierte Online-Markt ist dem Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV) schon seit langem ein Dorn im Auge. So lehnt er jede Form von Tierhandel ab – das schließt auch gesetzlich legale Verkäufe mit ein. Zudem appelliert der Deutsche Tierschutzbund an seine Tierschutzvereine, ihre Schützlinge nicht über eBay-Kleinanzeigen oder andere Verkaufsplattformen für die Vermittlung zu inserieren. Die Tierschutzorganisation fordert das vollständige Verbot des Online-Handels mit Lebendtieren. Und das nicht ohne triftigen Grund. In den veröffentlichten Kleinanzeigen ist die Identität vieler Händler meistens nicht überprüfbar.

Da verwundert es kaum, dass sich illusorisch gestaltete Anzeigen unter seriöse Angebote mischen. „Die Händler wissen ganz genau, was sie in einem Inserat angeben müssen, damit es seriös wirkt“, sagt Sina Hanke, Tierschutzberaterin des HTV. So ist es laut vieler Anzeigen unter anderem selbstverständlich, dass die Hundebabys geimpft seien. Doch vor Ort stellt sich oft Gegenteiliges heraus. „Die Welpen wirken in Wahrheit viel kleiner, eine zuvor versprochene Impfung wurde angeblich vergessen und das Muttertier sei gerade nicht antreffbar. Spätestens jetzt sollte der Käufer wachsam werden und vom Kauf zurücktreten“, warnt Sina Hanke. Ob ein Inserat überhaupt im Sinne des Tierschutzes ist, bleibt oft unklar. Auch hinter dem angepriesenen Nachwuchs in einem Privathaushalt oder angeblich vor dem Tode geretteten Tieren aus dem Ausland kann sich ein berechnender Handel verbergen.

Die Anbieter gehen trickreich vor und tauchen in der Anonymität unter. Damit werden illegale Handlungen erleichtert und die Verfolgung für Gesetzesverstöße zunehmend erschwert. „Natürlich muss der Händler sich an das Tierschutzgesetz und die Tierschutzhundeverordnung halten, die vorgibt, dass Tiere nicht zu jung oder gar krank veräußert werden dürfen. Jedoch ist es schwierig, dies dem Verkäufer nachzuweisen“, betont die Tierschützerin. Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, mahnt: „Bei diesen Tierverkäufen findet keine Vermittlungsarbeit im Sinne des Tierschutzes statt, dadurch kann natürlich nicht gewährleistet werden, dass die Tiere in jedem Fall in geeignete Hände gegeben werden“. Es ist dir schnelle Möglichkeit, die Spontanität, Tierkäufe über Online-Portale abzuwickeln zu können, die viele reizt – da ist sich die Tierschutzberaterin Sina Hanke sicher. Die Herkunft der Tiere und welchen Leidensprozess sie bereits hinter sich haben, bleibt den Käufer dabei oft verborgen.

Zusätzlich locken die besonders geringen Preise, die die Gefahr eines völlig unüberlegten Kaufs in die Höhe schnellen lassen. „Häufig treten erst nach dem Kauf des Tieres Probleme auf, die den Tierhalter überfordern – zum Beispiel, weil das Tier bereits krank ist oder zu jung von der Mutter getrennt wurde. Viele Tiere werden daher im Tierheim abgegeben“, sagt Sina Hanke. Deshalb plädiert die Tierschützerin für eine gut durchdachte Anschaffung.

Um das Tierwohl nicht zu gefährden ist es wichtig, im Vorfeld Informationen über die Bedürfnisse und das Verhalten des Tieres einzuholen. Passiert dies nicht, kommt Folgendes dabei heraus: „Die Tiere werden oft aus Unwissenheit nicht artgemäß untergebracht. So handeln die Halter gegen die Interessen ihrer Tiere, die im schlimmsten Fall dafür leiden müssen“, betont Sina Hanke.
Doch wie können Interessenten und Interessentinnen ein Tierschutztier adoptieren? Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. nutzt für seine Tiervermittlung neben der eigenen Website, Facebook-Auftritt und Youtube-Kanal nur seriöse Portale, die sich explizit dem Tierschutzgedanken und nicht dem Kommerz verschrieben haben. Dazu gehört insbesondere die Plattform „Tierheimhelden“, mit der der Deutsche Tierschutzbund kooperiert. Der HTV empfiehlt auch Tiervermittlung.de, aber auch „Shelta“ und „ZERGPortal“.
Seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten helfen die Mitglieder des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V., Tierleid zu mildern und Tierschutz als ethischen Grundwert unserer Gesellschaft zur größtmöglichen allgemeinen Akzeptanz zu verhelfen. Der Verein hat heute über 5.000 Mitglieder und rund 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Tierheim Süderstraße. Jedes Jahr werden bis zu 10.000 Tiere aufgenommen; der Betrieb kostet jährlich rund fünf Millionen Euro. Mehr als die Hälfte dieser Summe muss durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Erbschaften aufgebracht werden. Deshalb bittet der Verein alle Bürgerinnen und Bürger, die sich dem Schutz der Tiere verpflichtet fühlen, um Unterstützung.

Anja Junghans-Demtröder