Schülerkolumne

20. September 2021

Der letzte erste Schultag

Das waren sie also, die letzten Sommerferien meines Lebens. Die vielen vorgenommenen To-Do’s sind doch eher unangetastet liegengeblieben. Irgendwie blieb doch keine Zeit mehr den Stoff der 11. Klasse zu wiederholen, alles zu organisieren und auf den neusten Stand zu bringen. Das letzte Schuljahr stand viel zu schnell vor der Tür. Das kannte ich bisher nur von Weihnachten.

Zum letzten Mal gingen wir mit unserem Tutor am ersten Schultag nach den Sommerferien in unseren Klassenraum. Zum letzten Mal bekamen wir einen neuen Stundenplan und freuten uns auf unseren Matheunterricht … Doch zum ersten Mal hieß es “das ist euer letztes Schuljahr, gebt nochmal alles, das Abitur ist schon fast geschafft”.

Wie konnte die Zeit nur so schnell verfliegen? Ehrlich gesagt fühle ich mich noch nicht ganz bereit für das Abitur. Weder für das Lernen und die Prüfungen, noch für die Organisation unseres Abiballs und die Abschlussfeier. Doch vor allem fühle ich mich noch nicht bereit für die Zeit nach dem Abitur. Natürlich ist es toll, mein Abitur in der Tasche zu haben (davon gehe ich jetzt mal aus;)), alle Zeit der Welt zu haben und machen zu können, was ich will. Aber was will ich denn machen? Klar, es gibt einige Pläne und Überlegungen für ein Studium und Reisen, aber wie finanziere ich das alles? Was ist, wenn ich falsche Entscheidungen treffe? Ein Kurs im “Erwachsensein” wäre sicher sehr hilfreich an dieser Stelle. In der Grundschule war alles noch in so weiter Ferne. Auf dem Pausenhof sahen die Zwölftklässler so reif und erwachsen aus; an den Schulabschluss war nicht zu denken. Doch jetzt stehen wir an genau dieser Stelle.

Immer noch scheint das Abitur nicht greifbar, aber mir ist klar, die kommenden sieben Monate Schule werden nur so dahinfliegen. Ich sehe mich mit einem Stift bewaffnet in fünf langen Stunden Klausuren schreiben und das Wissen aus meinen hintersten Gehirnzellen rausholen. Um mir Mut zu machen, denke ich darüber nach, wie viele Menschen vor mir schon ihren Abschluss geschafft haben, die Prüfungen hinter sich gelassen und es einfach auf sich zukommen haben lassen. Also so schwer kann das ja nicht sein und ich muss ja nicht von heute auf morgen auf eigenen Beinen stehen. Meine Eltern sind zum Glück auch nicht aus der Welt und müssen sicher noch viele Fragen über Wäschewaschen, Steuern und das generelle Überleben beantworten.

Diese vielen letzten Male in diesem Schuljahr ermöglichen aber letztendlich auch genauso viele erste Male: die erste Uni-Bewerbung, das erste Vorstellungsgespräch, die erste eigene Wohnung, den ersten Tag als Studentin, die erste Klausur an der Uni. Auch wenn es sich im Moment noch unwirklich anhört, bald einen so langen Abschnitt meines Lebens abgeschlossen zu haben, alles was danach kommt, wird sicherlich so aufregend, dass ich die Schule ganz schnell nicht vermissen werde. Denn wie heißt es so schön: “Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere”.

Allegra Tiedemann

 

 

 

Allegra Tiedemann
Schülerin der Oberstufe. In ihrer Freizeit fotografiert sie gerne. Sie interessiert sich für Journalismus, absolvierte vergangenes Jahr ihr Schülerpraktikum bei SiteMap Medien-Design und hatte die Möglichkeit erste Texte für den Duven­stedter Kreisel zu schreiben. In ihrer Kolumne packt sie Themen aus der Perspektive einer Jugendlichen an.